Und nach der Zeit der großen Tötung kam eine andere Zeit.
Die Menschen hielten still, betäubten sich mit Konsum
oder Dingen, die sie dafür hielten.
Nein, es war keine gestundete Zeit!
Verpfändet! Verloren! Verworfen!
Alles in Frage gestellt. Politisch korrekt und gendergerecht
folgte Aufruhr, Verschwörung und Revolution.
Bilderstürmer verboten Begriffe, Denkmäler wurden von ihren Sockeln gestürzt,
nur die grundlegende Unstimmigkeit, der alltägliche Frevel nicht.
Empörung der Gelbwesten, Verlierer, der Chancenlosen,
Hass auf Eliten, Konsolidierte, das Davor und Beständige.
Früher hätte man es Bourgeoisie genannt,
Proletariat ihr Konter.
Lange vorüber, nun hiess es neues Prekariat.
Festgefügtes, Usancen hinweggefegt, nichts hielt stand.
Althergebrachtes obsolet, im Einheitsbrei Kaufrausch dahin.
Persönliche Freiheit zählte, Loyalitäten waren verloren.
Gesellschaften sahen sich binnen weniger Wochen ruiniert.
Fridays for Future?
Grundvertrauen, Sicherheiten unwiderbringlich erschüttert.
Kinder suchten Ausweg im Tod.
Und keiner sagte, dass es gut war!
Am Morgen
finde ich
in einer Träne
auf deiner Wange
gefangen
ungelebtes Leben,
zerbirst
unter meinem Kuss
zu sanfter Trauer.
Ausgestreckt in deiner Hand
wohnt alle Wärme,
uns beide zu trösten.
Die Erde noch immer getränkt, Kärntner Boden gesättigt mit dickdunkelstockendem Blut.
Die Karawankenhänge besudelt bis zu den Höhen über den Fichtenhängen.
Tiefrot leben die Täler.
Schwarzdunkel gärt Trauer in Menschenherzen, darf sich nicht erleichtern.
Scham aber auch. Alter Haß wie Vergessenwollen, Verdrängen, Nichtwissen, Nichtsprechen.
Wer war Freund, wer der Feind in diesen Tagen der Hast, der Flucht?
Ein altes Reich verschwand über Nacht, die Menschen nicht, die es trugen, auch die Feinde nicht oder die, die man dafür hielt.
Hungerzeiten erschütterten die Seelen.
Gehirne systematisch gewaschen, grob geschrubbt mit Reisigbürsten, Lärmen, Schreien.
Blanke Bodenbretter, betäubte Geister, Nicht-Merken, Nicht-Wissendürfen, Wegsehen, Wegdenken, Stramm-Stehen, Gehorchen.
Habt acht! Marsch, marsch!
Durchhalten, durch die Zeit halten, Durchtauchen, Durchhungern, durch das nächste Gemetzel.
Auf die bloße Existenz reduziert, Essen ergattern, die Kinder durch den Krieg kriegen, einen Tag weiterleben, den nächsten, den nächsten, Heimkehren-Können.
Nun? Nicht denken, nicht fragen. Tausendfach vergiftete Seelen,
Von Flüchtenden verstopfte Straßen aus dem Süden, Soldaten, Heimkehrern, Domobranen.
Sogenannte Banditen in den Wäldern oder doch die eigenen Leute?
Nachbarn, Freunde, Brüder und Schwestern - singt Barbara Fink ein Lied
Die Befreier waren die Guten oder auch nicht?
Nicht fragen, weitermachen.
Sie mordeten ebenso wie die die vorher Feinde genannten. Gemetzel, Massaker in den Gräben, in den Tälern, auf freiem Feld.
Friedens-Versprechen, falsche Versprechen, Verrat, wieder Mord.
Spioniert, beobachtet, verschleppt bis weit in die Friedensjahre hinein, in den Wäldern verscharrt.
Wem glauben, welches Wort ist das richtige?
Nicht denken, nicht fragen, weitermachen. Besser nicht reden, besser verstummen.
Die Sprache verrät einen, auch die andere, jede. Besser die Lippen fest aufeinanderpressen, besser stumm durch die Tage, besser stummbleiben, bis in heutige Zeit?
Sprachlos, doch wenigstens überleben, existieren dürfen, so etwas wie ein Leben haben, arbeiten?
Alter Schmerz, alter Schrecken sitzen tief in Menschenknochen, eingegraben, eingekesselt, eingefräst in die Zellen.
Wird vererbt, liegt als schweres Gewicht auf Kindergerippen, auf Erwachsenenschultern, bis in die späten Jahre wissen sie nicht, dürfen nicht merken.
Kompensation, die Jungen tragen an den Lasten der Alten.
Zukunftslos Trinken, Sinnlosigkeit, kurze betäubte Erleichterung.
Sprachlosigkeit über zwei, über schon drei Generationen.
Wann ist es zu spät für ein Wort des Verstehens, des Mitleids, der Versöhnung?
Nicht denken, nicht fragen, weitermachen.
Was ist das in meinem Körper?
Wessen Wunden heilen nicht in mir, bleiben schorfig und nässen?
Nicht fragen, da ist nichts, ist alles gut, weitermachen!
Die Saat des Hasses, des Schreckens, der Schmerzen, der Todesangst bleibt über Jahrhunderte
Der geringste Anstoß, sie keimt wieder.
Nie ist der Frieden so langatmig, so sicher, so ruhig und leicht, daß er den Keim auflösen würde.
Die Träume zeigen die alten Bilder, immer und immer wieder tauchen sie aus dem Dunkel.
Der Körper kämpft weiter die alten Kämpfe.
Man will leben, man arbeitet, man inszeniert Frieden.
Nicht fragen, nicht laut fragen, weitermachen, betäuben, in Arbeit ertränken.
Zukunft, man will hoffen, sich vergnügen, die Familie genießen, die Bilder bleiben.
Damals ließen sie Kleinkinder auf Planen zu Tode trocknen. Die Sonne mordete sie, nicht die Mörder.
Der Schrecken, die Angst bleiben nur knapp unter der Oberfläche.
Eine dünne so zarte Haut neu aufgebauter Existenz bedeckt das Grauen.
Wenige Jahrzehnte später lärmt, mordet der nächste Krieg hinter den Berghängen.
Noch geht der damalige Tod um, werden Menschen verschleppt, in den Wäldern verscharrt.
Schon ist auch ein neuer Tod am Werk.
Nie ist man sicher.
Man bleibt wachsam, horcht, ähneln die Worte nicht denen von damals, fühlt es sich nicht wieder so an?
Nicht laut fragen, weitermachen, arbeiten, still sein.
Der Tod schläft einen leisen Schlaf, ein Wort weckt ihn auf.
Man schützt sich weiter durch Nicht-Sprechen, Stumm-Bleiben.
Der Körper kämpft, der Schrecken wandert noch immer durch die Adern, durch Venen, durch Knochenzellen bis ins Gehirn, frißt sich durch Nervenbahnen, frißt sich durch die Sprache, die Liebe.
Das Herz vom Ringpanzer umgeben, weitet sich nicht mehr.
Nichts löscht die Saat aus.
Man bleibt besser wachsam.
Habt Acht!
Den Anonymen Tausenden Flüchtenden, dem Onkel unter ihnen, der nicht getötet wurde, der in hohem Alter sterben durfte, zum Gedenken
Wir heute Deutschkärntner.
Darf man es sagen?
Auch uns haben sie die Sprache der genommen.
Landschaft in Worte geformt
wie tanzende brechbare Blüten auf lichthohem Stengel.
Schwankende Verbindung zum Boden abgerissen.
Auch uns haben sie Wurzeln abgeschnitten.
Deutsch aufgesetzt, Sprache des Habsburgerreichs, Sprache der Herrschaft.
Nachbarschaft stumm,
vertrieben, verhärmt, zungenlos gemacht.
Lautgeformte Landschaft,
Berg, ob Kuppe, ob Spitz,
Tal, ob Enge, ob Graben, von Bedeutung.
Ein jedes trug seinen eigenen Namen.
Tanzend brechbaren Blüten auf lichthohem Stengel,
schwankende Verbindung abgerissen,
des Habsburgerreichs Herrschaftshochdeutsch aufgesetzt.
Dialekt-Nachbarschaft stumm,
zungenlos, vertrieben, verhärmt.
Beiden Quellen versickert, blutend
pulsierende Nabelschnur abgetrennt.
Der einen, minderwertig - falsche Sprach´, willst was werden, red deitsch! Ali? -
Der anderen, demütig, gehorsam, recht, Zukunft - bist ja wer, wird was aus Dir! -
papierdünne Haut fröstelt, darunter,
unverstanden, pochendes Fleisch.
Über die Dörfer wandert ein greiser Mann,
Namen zu sammeln.
unter Ratten
unterm Berg
Die Mutter hört im kleinen Raum
Stimmen, die nicht zählen
Kein Ende der Arbeit
Kein Ende des Hegens
Kein Ende des Behütens
Kein Ende der Sorge
Der Sohn werkt
Der Sohn arbeitet
Der Sohn lehrt
Der Sohn allein
Einander Sorge
Einander Liebe
Einander Allein
Der Vater tot
Der Bruder tot
Die Schwester
Der Bruder
Die Mutter
Der Berg
Die Ratten
Der Wolf wandert
Der Wolf kommt übers Gebirg
Der Wolf sucht
die Nähe der Menschen.
So leid bin ich dieses im Gestern Leben
So wenig sehe ich von der Zukunft
Wohin führt das Leben
Was fühlen die Jungen
Nichts
Depression
der Urwald brennt
kein Sauerstoff
Sie nennen es Klima.
Wir brauchen Luft
zum Atmen
Große Kinder scheren Anhänger um sich
haben ihnen Macht gegeben
Nun sind Erwachsene ratlos
So geht es nicht weiter
Systemtransformation
Erwachsene zählen
Nicht Masse
Müssen vernünftig sein
Müssen handeln
Sofort!
Es gibt keine inneren Angelegenheiten mehr
Alles betrifft alle
Müssen atmen
Brauchen Luft
Sauerstoff im Kilo im Tank
Verkauf Deine Waffen, spiel nicht mit den Schmuddelkindern
Hantier mit Atombomben
Sei dumm
Ignorant
Verblöde meinetwegen
Streu ihnen Sand in die Augen
eine Wüste voll
Hol das letzte Öl aus dem Boden, bereite Dich auf die Zukunft vor
Ohne Schnee
in der Flut
im Regen
Klimawandel
Brauchen Luft
brauchen
Sauerstoff
Sandkastenspiele
Atomtests
Raketenabwehr
Flugzeugträger
Autobauer
Eitelkeiten
Thunberg
Brauchen Luft zum Atmen
Brauchen
Sauerstoff!
Sauerstoff
0 Version 5.0
Sauerstoff
Es schreibt sich aus dem Schrecken heraus.
Es ritzt sich aus Horror, aus Trauma, aus Krank,
der mutterlose Vetter im Graben.
Es kreist um dasselbe Thema ein Leben lang.
Der sprachlose Sohn aus dem Dorf weitab.
Der Bruder verstummt,
das wortlose Schreiben,
das Erzählen, Begreifen, das sich Abarbeiten am Weh.
Ach Elschen, ach Rainer, ach!
Ruth Klüger klüger setzt an die Stelle neue Sprache, neue Worte.
Es schreibt sich flüssig im Neuen,
schreibt sich sanfter, Schrecken, leise Gewalt, zärtlicherer Horror?
Maßlos überschätzt?
Genies haben das Land, das Leben verlassen.
Zweite Garde tritt auf, Ersatz für die Schauspieler.
Krank, unpässlich, verhindert, beschädigt,
kein Auftritt.
Ersatz für Ersatz für Ersatz tritt an,
an den Rand, an den Graben.
Applaus für die Dritten.
Vakuum ruft: Kultur!
Ruft: Neubeginn!
Ruft: Es wird schon!
Fest sitzt der Alp!
Hart würgt Metall.
Qualm in den Kehlen, immer noch Feuersturm.
Was, Worte!
Hallt Ihr nach das Gebrüll, verfolgt sie das Hinterlassene.
Ach, Elschen!
Die Mutter so groß, der Sohn soll „sie“ sein,
kein Mann soll Sohn sein, Kind bleiben, lieb sein, zart und zerbrechlich,
liebesbedüftig, liebesspendend dem Berg Mutter,
den Berg Mutter kosend,
angekettet am Grau, das Schreiben ein Es.
Die Liebe so weit,
in der Ebene doch,
am Meer so weit,
in den Mauern ein Feuer behaglich gelegt,
Der Tod zu einfach.
Dein Wille geschehe!
Freunde nehmen behutsam des Zaudernden Hand,
ein Zimmer am Meer,
ein Zimmer im Ungargassenland,
Tisch, Stuhl, Papier.
Stift stiften an, Stift ist Stifter, Stift hebt an zu bewegen
eine Art Leben doch.
Dreh einer, verdammt,
den Film ab.
Nerv mich nicht, Balija.
Was hat er, der Versöhner,
im Krieg gemacht?
Einer von ihnen war er, Ustaschi.
Auch er tötete.
Wer fühlt noch Stolz?
Jeder erlebt seinen eigenen Krieg.
Männer weinen nicht,
Männer haben Angst,
Männer besaufen sich.
Warum lebe ich noch?
So viele sind tot.
Ich will das Gewehr nicht.
Ich will all diese Menschen nicht töten.
Sie liegen vor mir.
Die Grube ist voll.
Ich höre Eure Schreie.
Sonst hätten sie Dich erschossen.
Sperr Deine Gefühle weg,
betäube Dich.
Das Spiel ist jedes Mal echt.
Oberst, lass die Hunde los.
Gib her das Gewehr.
Ich schieße
alle Schreie aus meinem Kopf.
Bleib allein
Im Haus der toten Seelen,
der Leere, der Geschädigten
oder
wirf die Schatten fort.
Sing ein Lied,
begrab die Mutter,
sing ein Lied.
Bruder,
wo findest Du Trost?
Lass mich, wozu leben
mit all den Bildern.
Wen willst Du retten?
Ein Leben für die Toten?
In der dreckigen Fabrikhalle der Strick.
Zu spät.
An einem sonnigen blumengeschmückten Hang, einer Lahn
Weht sanfter Wind aus der Ebene herauf.
KZ Loibl Süd.
J´accuse - ich klage an
Knochendürre Arme, die Haut klebt am Schädel, der Leib eine leere Hungergrube,
in der das Herz doch schlägt
... mehr folgt in Kürze
Englisch, finnisch, deutsch, italienisch , französisch, Latein ....,
die gelernten.
Die unverständlichen oft gehörten:
Slowenisch, polnisch, russisch, serbokroatisch.
Die dazugekommenen:
Schwäbischsächselnd
Schwedisch
Afriakaans
Ibo
Nigeriaenglisch
Indischenglisch
Persisch
Kurdischenglisch
Schottischenglisch
Amerikaenglisch
Jiddisch
Wienfranzösisch
Wienschönbrunnerdeutsch
Wienottakringerisch
... mehr folgt in Kürze
Sagen die Jungen um 2013
Was möchtest Du werden, fragen Erwachsene gern
Keine Ahnung antworten die Jungen, phhh, weiß nicht
Was willst Du mit Deinem Leben machen?
Keine Ahnung antworten die Jungen
Facebook, Shoppen, Markenstreß
Schule ist sowas von uncool
... mehr folgt in Kürze
Hintertupfing ist das letzte Nest im Nirgendwo das keiner kennt
Gigritzbatschn nennt man es auch
Sankt Nimmerlein ist das letzte Nest in der Zeit
Die Gottschuchener würden sich aufregen
Es ist einfach weit zu ihnen, ob von Ost oder West
Auch vom nun offenen Süden her
Nach einem Film könnten wir auch Hinterholz sagen oder Braunschlag?
Die Provinz vor den Vorhang!
... mehr folgt in Kürze
Wenn die Bäume durchsichtig
und die Schatten
müde werden,
die Lichter hell.
Der Frühling des Winters
ist der Herbst, sagt jemand.
Und der Tod
umhüllt sanft
den Frost der Trauer.
2013, dem 2009 Verstorbenen zum Gedenken
Das Tier kommt Dir nahe.
Es kämpft seine eigenen Tage.
Für Dich ist es Trost. Lass fühlen die angstarren Härchen.
Geblähte Nüstern, zum Sprung angesetzte Flanken.
Kälte. Tod.
Ein Augenblick. Du bist dort draußen
in der Winterstarre, in der Winterdürre
in der Eisesklaue, im Gefechtsgeklirr.
... mehr folgt in Kürze
In einem slowenischen Bergdorf
ungewollt empfangen
ungewollt geboren
Zum Vater geschickt
Verprügelt
Verstört
Mit 7 davongelaufen
... mehr folgt in Kürze